Was sind Kanalklinker?
Mit Kanalklinkern lässt sich spezielles Mauerwerk errichten, für das normale Ziegelsteine nicht robust genug sind. Dies liegt an ihrem besonderen Herstellungsprozess. Herkömmliche Mauerziegel werden bei etwa 800 bis 1.000 Grad Celsius gebrannt, wodurch sie eine gute Druckfestigkeit und hohe Stabilität bieten. Allerdings verkraften sie mechanische Belastungen weniger gut und sind zudem nicht sehr wasserresistent, da ihre vielen winzigen Poren Feuchtigkeit leicht aufnehmen. Ein Klinker hingegen besteht aus besonderen Tonsorten mit hohem Alumosilikat-Anteil und wird in speziellen Öfen bei rund 1.200 bis 1.300 Grad Celsius gebrannt. Hier sorgt der beginnende Sinterprozess (durch Silikatschmelze) dafür, dass sich die Poren schließen – der Ziegelstein kann daraufhin also nur noch wenig Wasser aufnehmen und ist allgemein auch sehr fest und robust. Folglich kann diese Art von Steinen für die verschiedensten Aufgabengebiete zum Einsatz kommen, die eine hohe Widerstandsfähigkeit erfordern, etwa für den Fassadenbau, bei der Errichtung von Wasserbauwerken oder aber als Kanalklinker.
Zur Wasser- bzw. Abwasserausleitung sind besondere Formen vonnöten: Die Kanäle sind meist rund, oval oder rinnenförmig angelegt, denn diese Art der Konstruktion erlaubt nicht nur einen guten Wasserdurchsatz bei geringen Ablagerungsrisiken, gekrümmte Querschnitte sind ebenfalls deutlich stabiler, da Ecken keine Schwachstellen darstellen können. Um diese Bauformen zu ermöglichen, werden Kanalklinker in den verschiedensten Abmessungen gefertigt. Neben standardmäßiger, rechteckiger Ziegelform gibt es sie auch in konischer oder Keilform, an bestimmten Kanten abgerundet oder in bedarfsgerechten Sonderformen.
Zur Verbindung der einzelnen Kanalklinker zu Abwasserkanälen, Schächten oder Rinnen kommt besonderer Kanalbaumörtel zum Einsatz. Dieser ist ebenfalls besonders widerstandsfähig und weist außerdem eine hohe chemische Resistenz gegenüber Klär- und Abwässern auf.
Welche Vorteile hat der Bau mit Kanalklinkern?
Abwasserkanäle sind im Betrieb hohen Belastungen ausgesetzt. Der ständige Fluss des Abwassers führt zu einer starken mechanischen Beanspruchung, weitaus stärker als in anderen Wasserleitungen. Dies ist darin begründet, dass im Abwasser nicht selten auch Feststoffe wie Essensreste, Fäkalien oder andere Abfälle enthalten sind, die der Bausubstanz zusätzlich schaden. Hinzu kommen aggressive Chemikalien aus der Industrie, teilweise aber auch aus Haushalten, die das Material ebenfalls angreifen. Da Abwasserkanäle in der Regel unterirdisch verlegt werden, sind auch die Auswirkungen der Bodenbewegungen – etwa durch oberirdische Belastung oder durch Wurzelwuchs – des Grundwassers und des Bodenfrosts nicht zu vernachlässigen.
Auch wenn im heutigen Kanalbau der Einsatz von fertigen Betonrohren dominiert. Es ist erst wenige Jahrzehnte her, dass sich diese Bauweise etablieren konnte. Zuvor wurden schon Abwasserkanäle gebaut und mit Kanalklinkern ausgekleidet – beispielsweise der berühmte Kronleuchtersaal in der Kölner Kanalisation, der im Jahre 1890 eingeweiht wurde.
Sanierungen und Reparaturen in der Kanalisation sind aufwendig und kompliziert. Daher ist es wichtig, Baustoffe für die Errichtung der Abwasserkanäle zu verwenden, die besonders robust und langlebig sind. All dies bieten Kanalklinker, besonders im Vergleich zu herkömmlichem Beton. Die Ziegelsteine müssen dabei strengen Normen entsprechen (festgehalten in DIN 4051), die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber physischen und chemischen Belastungen genau definieren. Klinker nehmen aufgrund ihres Herstellungsverfahrens nur wenig Wasser auf, was sie für den Einsatz in Abwasserkanälen hervorragend eignet. Hierdurch ist auch eine extrem hohe Frostbeständigkeit bedingt. Durch ihre Massivität sind sie zudem enorm stabil. Es ist davon auszugehen, dass beim Bau mit Kanalklinkern größere Reparaturen erst nach mindestens einhundert Jahren erforderlich sind – die Lebensdauer „herkömmlicher“ Abwasserkanäle wird hingegen auf etwa 40 Jahre beziffert. Eine ähnliche Widerstandsfähigkeit wie Kanalklinker – gerade im Bezug auf die chemische Belastbarkeit – weisen nur Kunststoffrohre auf. Diese eignen sich jedoch weniger für den großdimensionierten Einsatz und sind zudem auch teurer in der Herstellung.
Doch Kanalklinker kommen nicht nur in der Kanalisation zum Einsatz. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich auch auf andere Wasserbauwerke wie Schleusen, Sperrwerke oder Siele.
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